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Press reports on the BRUCKER LAND and WECF workshop

Articles on the workshops for sustainable agriculture and energy from crops (Text in German)

24.01.2006 |Sabine Brückmann




BRUCKER LAND und WECF schlagen Brücken in von Armut betroffenen Länder


Fachleute für ökologischen Landbau aus Deutschland, Schweiz, Niederlande helfen ukranischen und armenischen Kollegen   

   
Vier Tage lang besuchten Vertreterinnen des internationalen Verbandes „Women in Europe for a Common Future“ (WECF) und „Unser Land“ in der vergangenen Woche die Solidargemeinschaft Brucker Land (BL) und holten sich auf einigen BL-Bauernhöfen, -Bäckereien, und -Metzgereien sowie bei den Direktvermarktern auf dem Brucker Bauernmarkt Anregungen zur nachhaltigen regionalen Wirtschaft für ihre Dörfer in Osteuropa. Das Amt für Landwirtschaft in Fürstenfeldbruck stellte die Tagungsräume zur Verfügung. Neben Fachexperten und WECF-Verbandsvertreterinnen waren knapp 20 Frauen und Männer aus verschiedenen Mitgliedsorganisationen des WECF aus Armenien und der Ukraine nach Bruck angereist. Untergebracht waren die Gäste aus Osteuropa auf dem Bauernhof der Familie Multerer in Adelshofen und auf dem Hatzlhof in Esting.

Als Grund für den internationalen Erfahrungsaustausch über nachhaltiges Wirtschaften und gesunde Ernährung in den von Umweltschäden schwer betroffenen Ländern Armenien und Ukraine gaben die beiden Koordinatorinnen des Workshops Sabine Brückmann und Elsbeth Seiltz an, es werde „vor allem im Zeitalter der Globalisierung immer wichtiger, Brücken zwischen den Menschen zu schlagen und Erfahrungen auszutauschen“.

Brückmann ist Sprecherin der Solidargemeinschaft „Ebersberger Land“ und Vorstandsmitglied der Dachorganisation „Unser Land“ sowie im WECF zuständig für die Koordination der Arbeitsgruppen für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung in Europa. Elsbeth Seiltz, Initiatorin für die Gründung von „Brucker Land“ vor 12 Jahren, ist derzeit Präsidentin der Solidargemeinschafts-Dachorganisation Unser Land GmbH, in der sich neun Solidargemeinschaften aus den Landkreisen rund um München zusammengeschlossen haben. Die Gäste aus den GUS-Staaten nutzten den Aufenthalt im Landkreis Fürstenfeldbruck, um Möglichkeiten zur praktischen Umsetzungen der nachhaltigen Landwirtschaft und regionalen Vermarktung kennenzulernen.

Als Ziel ihrer Arbeit in Armenien und der Ukraine nannten die Vertreterinnen der dortigen Vereine die „Verbesserung der Trinkwassersituation durch den Bau von sanitären Anlagen“ sowie „gleichzeitig die Verringerung der Armut in ihren Ländern mit Hilfe einer nachhaltigen, ökologischen Landwirtschaft“. Dabei helfen ihnen Experten für den ökologischen Landbau aus Deutschland, der Schweiz und Rumänien, die vom WECF für bestimmte Projekte beauftragt werden. Die Leiterin des Münchener WECF-Büros Sascha Gabizon erklärte dazu, der Besuch der Brucker Land-Bauern und Direktvermarkter im hiesigen Landkreis diene dazu, den Gästen aus Osteuropa zu zeigen, wie man mit nachhaltiger Landwirtschaft gleichzeitig die eigene finanzielle Existenz sichere und die Umwelt schone: „WECF ist besonders daran interessiert, dass die Landwirte die gewonnenen Informationen in ihren Regionen vor Ort in Armenien und der Ukraine praktisch umsetzen“.

Die Frauen aus Osteuropa samt den anwesenden ukrainischen Landwirten und den Vertretrinnen von Unser Land aus den Solidargemeinschaften Ebersberg, Landsberg, Fürstenfeldbruck und Weilheim-Schongau diskutierten zusammen mit den Fachexperten des WECF am Sonntag auch Möglichkeiten der politischen Umsetzung zur Verbesserung der Position von Frauen in den GUS-Staaten. Die Ergebnisse sollen in einem Positionspapier zusammen gefasst und bei der politischen Lobbyarbeit des WECF innerhalb der EU eingesetzt werden.

Bei dem internationalen Treffen in Fürstenfeldbruck war auch WECF-Präsidentin Marie Kranendonk, 67, eine der Mitbegründerinnen des Verbandes, anwesend. Der Dachverband für circa 60 Partnerorganisationen aus mehr als 30 europäischen Ländern West- und Osteuropas setzt sich für Gesundheit, Umwelt- und Trinkwasserschutz, Armutsbekämpfung und die Verbesserung der Situation von Frauen ein. Die Niederländerin Kranendonk erklärte, besonders die Arbeit von Frauen sei wegen deren ganzheitlicher Denk- und Handlungsweise wichtig, um die bestehenden Probleme in den osteuropäischen Ländern zu verbessern und auf Dauer auf gleiches Niveau wie in Westeuropa zu heben: „Männer denken häufig nur an kurzfristige wirtschaftliche Verbesserungen, Frauen an die Familie und an die Zukunftsfähigkeit des Lebens.“

Hermann Eisenhardt
Kreisbote


Kooperation von bayerischen Netzwerken mit osteuropäischen Frauen   

Umweltschonende Landwirtschaft und sorgsamer Umgang mit Trink- und Abwasser   

Ölrosen für Duftsalben - WECF-Projekte in Rumänien


   
„Hier befinden sich alle die exokitischen Frauen, die ich schon immer mal kennen lerne wollte“, rief Irmgard Schreiber-Buhl, zweite Vorsitzende der Schongauer Solidargemeinschaft enthusiastisch aus, als sie am vergangenen Wochenende mit Vertreterinnen von Fraueninitiaativen aus Osteuropa und den obersten Repräsentantinnen der internationalen Organisation „Women in Europe for a Common Future“ zum Erfahrungsaustausch über regionale Landwirtschaft und nachhaltiges, umweltorientiertes Wirtschaften in der Großen Kreisstadt FFB zusammentraf.

Dabei gehört Schreiber-Buhl wohl sicher selbst zu den Frauen, die heute schon deutliche Zeichen für die Zukunft setzen. Im Pfaffenwinkel ist die Schongauer Land-Vorstandsfrau gleichzeitig stellvertretende Vorsitzende des Naturschutz-Kreisverbandes. Sie war vor fünf Jahren Mitgründerin des „Frauenforum Pfaffenwinkel“ und arbeitet im WECF im Naturschutzbereich kräftig mit. Mit den armenischen und ukrainischen Mitgliedern der internationalen Frauenorganisation WECF gemeinsam sucht sie Möglichkeiten zur Rückbesinnung auf eine umweltschonende Landwirtschaft, sorgsamen Umgang mit Trink- und Abwasser, schonende Nutzung der Naturressourcen, Energiegewinnung aus erneuerbaren Rohstoffen und die Wertschätzung für regionale Produktion und Vermarktung.

Die Frauen und Landwirte in der Ukraine, in Rumänien oder Armenien werden dabei von Fachleuten und Projektbetreuer/innen des WECF unterstützt, so zum Beispiel von dem Rumäniendeutschen Wolfgang Raddatz und dem Schweizer Rainer Sax . Raddatz berichtete, dass sich in Armenien, wo er für den WECF als Experte tätig ist, die Haut der Babies durch den extrem hohen Nitratgehalt im Trinkwasser blau verfärbe. Das vergiftete Trinkwasser gelange mit der Babynahrung ins Blut. Erst in Zusammenarbeit mit Margriet Samwel, einer Wasserspezialistin des WECF, habe man die Ursache für die Vergiftungserscheinung erkannt. Nun lässt Raddatz Trockentoiletten errichten und arbeitet an neuen, sicheren Abwassersystemen und der Gewinnung von ungiftigem Trinkwasser.

Für Schulen waren bisher Plumpsklos im Freien der gewohnte Standard und verseuchten zusätzlich den Boden. Sie sollen jetzt durch chemische Trockentoiletten ersetzt werden. Gleichzeitig setzt er sich für regionalen Ökolandbau ohne Pflanzengifte und damit erneute Boden- und Grundwasserverseuchung ein. Das persönliche Lieblingsprojekt von Raddatz ist der ökologische Feldanbau von Ölrosen zur Herstellung von Duftsalben und Badezusätzen für die Göppinger Naturkosmetikfirma Wala in Zentralrumänien. Rainer Sax hat vor einigen Jahren seinen Biobauernhof im Schweizer Grenzgebiet der Kantone Basel Land und Solothurn eher aus idealistischen als finanziellen Gründen aufgegeben und betreut seither hauptamtlich zwei durch die Schweiz finanzierte Langzeitprojekte in der Ukraine.

Der weithin anerkannte Ökologe und gelernte Biobauer berät und schult ukrainische Gärtner und Biolandwirte. Auch ihm geht es um die Herstellung und Sicherung von ungiftigem Trinkwasser im vielfach durch Schwermetalle und beziehungsweise oder radioaktiv verseuchten Boden der Ukraine. Zur Zeit ist er dabei, ein international anerkanntes Kontroll- und Zertifizierungssystem für Bödenreinheit, die dem Ökolandbau dienen, zu errichten. Seit einem Jahr arbeitet er im Auftrag von WECF an der Untersuchung, welche Pflanzen dem Boden am besten die durch den Reaktorunfall von Tschernobyl abgelagerte Radioaktiven Stoffe entziehen können beziehungsweise wie viel Radioaktivität bestimmte Pflanzen anreichern.

Tschernobyl lässt grüßen: Aus „Angst um die Gesundheit unserer Kinder“ gründete die Ukrainerin Olga Denyshchyk 1991, fünf Jahre nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl, den Verein „Mama 86“. Mittlerweile wird auch dieser Verein von WECF bei der Arbeit für die gesundheitliche Betreuung der Kinder unterstützt. Olga berichtete auf dem Workshop im Fürstenfeldbrucker Landratsamt, im Laufe der Zeit habe man erkannt, wie wichtig auch sauberes Trinkwasser, sichere Abwassersysteme, nachhaltige landwirtschaftliche Produktion und energiesparende Häuser sind: „Es geht uns um die zukunftsfähige Entwicklung für unsere Kinder und um eine saubere Umwelt“, fasste sie ihre und die Bemühungen ihres Vereins Mama 86 zusammen.

Hermann Eisenhardt