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Pressekonferenz „Frauen werden giftig“- 8 März Aktion

WECF director addresses the press on REACH (Text in German)

08.03.2005 |Sonja Haider




„Frauen werden giftig“  8. März Aktion auf dem Alexanderplatz

Hundert Frauen haben am 8 März das Frauenzeichen und das chemische Zeichen „gesundheitsgefährdend“ gebildet und damit gegen die zunehmende Belastung durch gefährliche Chemikalien demonstrieren.

Die Hintergründe wurden von den teilnehmenden Organisationen in einem Positionspapier niedergeschrieben.


UNTEN: Statement zur Pressekonferenz von Sascha GAbizon, Direktorin von WECF


Pressekonferenz „Frauen werden giftig“ (8.3.2005)

Statement von Sascha Gabizon (Women in Europe for a Common Future)

Frauen für REACH und eine Zukunft ohne Gift

Frauen werden giftig _ immer giftiger! Wir sind giftig, weil sich immer mehr synthetische Chemikalien in unseren Körpern befinden, die dort gar nicht rein gehören. Bis zu 300 verschiedene Chemikalien konnten im mensch-lichen Körper nachgewiesen werden. So wurden zum Beispiel im Blut der ehemaligen EU-Umweltkommissarin, Margot Wallström, 28 verschiedene Chemikalien nachgewiesen, die langlebig, hormonverstörend und giftig sind.

Täglich benutzen wir unzählige Produkte, über die wir gefährliche Chemikalien aufnehmen. Ungewollt und unbewusst. Denn von den meisten Chemikalien, die sich auf dem europäischen Markt befinden, gibt es äußerst wenige Informationen über deren negative Folgen für Mensch und Umwelt. Von 30.000 Chemikalien mit einem jährlichen Produktionsvolumen von über einer Tonne sind bisher nur 140 auf ihre Gesundheits- und Umweltauswirkungen untersucht. Während sich seit den 50er Jahren der Anteil von Industriechemikalien in Konsumentenartikeln stetig erhöht hat, hat dies jedoch nicht dazu geführt, dass wir mehr Wissen über deren stoffliche Eigenschaften oder Gesundheitseffekte haben. Es gibt also ein großes Informationsdefizit im Bezug auf Chemikalien in Deutschland und Europa.

Andererseits wissen wir auch, dass sich eine Reihe von Stoffen in Alltagsprodukten, wie z.B. Formaldehyd in Raumdüften, Phthalate in Duschvorhängen oder Bisphenol A in Nuckelflaschen, negativ auf unsere Gesundheit auswirken. Diese Stoffe werden aufgrund ihrer stofflichen Eigenschaften von Wissenschaftlern als sehr besorgniserregend eingestuft. Frauen und Kinder sind hiervon anders und in besonderem Maße betroffen, da sie empfindlicher für die negativen Eigenschaften dieser Chemikalien sind. Die Folgen für die Gesundheit rangieren von Asthma und Allergien bis hin zu Unfruchtbarkeit und Krebs. Darüber hinaus geben Frauen als Mütter das giftige Paket, das sich über Jahre im Körper angereichert hat, vor und nach der Geburt an ihre Babys weiter. Denn wie Untersuchungen zeigen, haben einige der sehr besorgniserregenden Stoffe die Eigenschaft über die Plazenta oder die Blut-Gehirn-Barriere in den sich entwickelnden Embryo zu gelangen und dort das Nervensystem oder das Hormonsystem zu stören bzw. langfristig zu schädigen. Darüber hinaus gibt es für viele giftige oder krebserregende Stoffe keine sicheren Grenzwerte.

Besonders diese zwei Aspekte der Realität europäischer Chemikaliengesetzgebung geben Frauen Anlass zu großer Sorge. Denn wie können wir für uns und unsere Kinder sichere Produkte kaufen, wenn es keine oder nur wenig Informationen darüber gibt? Und wie können wir unsere Gesundheit und die unserer Kinder schützen, wenn sich in vielen Produkten schädliche Chemikalien befinden? Wir Frauen wollen selbst entscheiden, welchen Gefahren wir uns und unsere Familien aussetzen. Und uns geht es sehr wohl etwas an, wenn schädliche Chemikalien in unsere Umwelt gelangen, wo sie sich anreichern und zu Dauergiften werden.

Dieser fahrlässige Umgang mit gefährlichen Chemikalien ist unzumutbar und muss ein Ende finden. Wir wollen zu einer zukunftsfähigen Lösung diese Problems beitragen und unterstützen deshalb die von der EU-Kommission vorgeschlagene Chemikaliengesetzesreform: REACH.

Allerdings hat die Chemie-Lobby in Deutschland und in Europa versucht, dieses Gesetz stark abzuschwächen. Würde man ihren Forderungen nachgeben, hätte die ganze Reform keinen Sinn mehr. Wir fordern die Politik und die Wirtschaft auf, dringend Verantwortung für sichere Produkte zu übernehmen und die geplante EU-Chemikaliengesetzgebung zu unterstützen. Vor allem unsere Regierungsvertreter und unsere Abgeordneten im Europäischen Parlament müssen dafür Sorge tragen, dass der jetzige Kommissionsvorschlag nicht weiter verwässert wird.

Als Mutter habe ich viele gefährliche Chemikalien schon während meiner Schwangerschaft und danach mit der Muttermilch an meine Tochter weitergegeben. Das Wissen darüber hat mich schon viele Male um den Schlaf gebracht, denn meine Tochter hat ein Recht auf einen chemikalienfreien Start ins Leben. Und ich als Frau habe ein Recht auf ein Leben ohne Gift.

Sascha Gabizon
Direktor, Women in Europe for a Common Future (WECF)
sascha.gabizon@wecf.org

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