Please check out the new WECF website on wecf.org!

Stay here to browse our website archive (2004-2019).

WECF Deutschland

WECF France

WECF Nederland

Facebook

Twitter

YouTube

Press coverage for WECF's workshop with Ukrainian and Armenian partners

Twenty farmers and women's organisation representatives visit organic farms in Bavaria (Text in German)

23.01.2006 |Sabine Brückmann




Internationaler WECF-workshop tagte im Landwirtschaftsamt Fürstenfeldbruck
Problematik der Grundwasserverunreinigung und unzureichende Sanitäranlagen
Die Abhängigkeit von Rußland bei derVersorgung mit Energie ist ein großes Problem für die Ukraine


Die Ukraine war ebenfalls Thema des internationalen WECF-workshop im Landwirtschaftsamt Fürstenfeldbruck vom 19. - 23. Januar 2006. Hedwig Spies, Redakteurin des KREISBOTEN, sprach mit der Koordinatorin für die Projekte in der Ukraine, Annemarie Mohr vom WECF Germany (München).




Ein Brunnen in einer Projektdörfer in der Ukraine.

Frau Mohr, Sie vermitteln aktuell in drei Dörfern mit Mitarbeiter von WECF und dem Partner MAMA-86 auch in der Ukraine Methoden des ökologischen Landbaus. Im Team sind Agrarwissenschaftler und Landwirte. Welche Länder beteiligen sich an diesem Projekt?

Annemarie Mohr: Das Projekt wird ausgeführt von MAMA-86, Ukraine und WECF Deutschland und Niederlande. Da es sich im konkreten Fall um ökologische Landwirtschaft handelt, haben wir internationale Experten aus unserem europaweiten WECF Netzwerk (30 Länder, 70 Organisationen) hinzugezogen. In der Ukraine speziell arbeiten wir mit Experten aus der Schweiz, Niederlande und Deutschland. Bei unserer Konferenz in Fürstenfeldbruck sind ebenfalls spanische und armenische Agrarexperten dabei.
Die Problematik der Grundwasserverunreinigung durch einfache Jauchegruben und unzureichende Sanitäranlagen sind bei Ihrer Projektarbeit ja auch aus den künftigen EU-Beitrittsländern Rumänien und Bulgarien sowie aus Armenien bekannt. Können Sie die Situation in der Ukraine näher beschreiben?
Annemarie Mohr: Auf dem Land gibt es gerade auch in Schulen - das heisst öffentlichen Gebäuden - absolut unzureichende Sanitäranlagen - Holzhütten mit Betonboden, in dem ein Loch vorhanden ist. Wenn eine Grube unter einem solchen Holzhäuschen voll ist, wird das Häuschen häufig einfach versetzt, die nicht abtransportierten Überreste sickern in den Boden und gelangen leicht ins Grundwasser. Zusätzlich sind häufig Misthaufen in der Nähe von Trinkwasserbrunnen. Die Abfälle der Haus- und Hoftiere gelangen in grossen Mengen ungefiltert ins Wasser, was häufig ein Grund von gefährlich hohen Nitratgehalten im Trinkwassser ist.

Sie vermitteln Aufklärung zum Theme Umweltschutz und Ökologie über die Schulen. Welche Informationswege nutzen Sie?

Annemarie Mohr: WECF hat sehr gute Erfahrung, Kinder in den Schulen aufzuklären. Wir verbinden die häufig recht trockenen Theorie mit Wasser Schnelltests, die die Kinder selber vornehmen können. In den Dörfern entwerfen die Kinder dann einen Plan aller Dorfbrunnen mit den jeweilig ermittelten Nitratgehalten   oder/und anderen gemessenen Verschmutzungen - und markieren die Brunnen entsprechend. Durch die aktive Teilnahme der Kinder an unseren Projekten werden auch die Eltern informiert und aufgeklärt. Infoblätter zum jeweiligen Thema werden ausgeteilt: hierbei geht es um Aufklärung über die Situation , aber auch um praktische, einfach umzusetzende Hinweise, was der individuelle Verbraucher tun kann, um sich und das Trinkwassser zu schützen.Wir schreiben auch kleine Wettbewerbe zum Thema aus (Malen und oderSchreiben) und organisieren Theateraufführung mit den Kindern.

Inwieweit sind staatliche Stellen und Wasserversorger in die Projektarbeit mit eingebunden und wie finanzieren Sie diese, nachdem die EU Mittel für Frauen-Netzwerke gestrichen hat?

Annemarie Mohr: Es ist sehr wichtig, staatliche Stellen und Wasserversorger in die Arbeit mit einzubeziehen. Hier geht es darum, dass jeder Stakeholder seine Verantwortung übernimmt. Wenn dies finanziell nicht möglich ist, muss zumindest auf anderem Wege aktiv mitgewirkt werden, so dass sich di jeweilige Situation verbessert gemäss nationalen oder auch internationalen Konventionen, Richtlinien oder Gesetzen. WECF betreibt hier national wie auch interantional grosse Lobbyarbeit. Es ist äusserst traurig, dass Mittel gestrichen worden sind, gerade wenn man die unglaubliche starke Motivation der aktiven lokalen Partner sieht, die Ihre Gesundheit und vor allem die ihrer Kinder nicht gefährden wollen. Selbst mit wenigen Mitteln kann hier schon vieles erreicht werden. Mittel werden sehr konkret eingesetzt und kommen den Menschen vor Ort zugute. Wir sind sehr dankbar für jede finanzielle Unterstützung, um unsere Arbeit weiterhin so erfolgreich durchzuführen.

Die Ukraine hatte ein Problem bei der Versorgung mit Energie - z.B. Gas - durch Rußland und plädierte vor kurzem für Atomenergie. Wie beurteilen Sie die Situation? Sind andere Energieträger vorhanden?

Annemarie Mohr: Die Abhängigkeit von Russland ist natürlich ein grosses Problem für die Ukraine, die sich gerne nach Westen orientieren möchte. Es gibt einige Anlagen für Wasserenergie und auch Kohle. Kürzlich wurden die ersten, wenn auch sehr wenigen Windenergiemühlen im Bereich der Krim aufgestellt. Die Ukraine exportiert Energie und möchte dies auch weiterhin tun, der eigene Verbrauch ist ebenfalls sehr hoch. Wenn man allerdings die immer noch sehr stark vorhandene Probleme - gesundheitliche und damit menschliche Probleme - nach Tschernobyl 1986 betrachtet, die leider sehr heruntergespielt werden (siehe WHO Bericht) sollte die Atomenergie äusserst kritisch beurteilt werden.

Inwieweit ist die Demokratisierung in dem ehemaligen Sowjetstaat fortgeschritten? Ziel Ihres Projektes ist ja auch die Demokratiebildung.

Annemarie Mohr: Es gibt einige gute NRO Organisationen, die ihren Teil an der Demokratisierung des Landes beigetragen haben. MAMA-86 ist mit Hilfe von WECF und anderen Partnern eine solche Organisation. Nicht zuletzt durch unsere Projekte ist es einigen Menschen lokal gelungen, ihre Meinung zu äussern und gehört zu werden. Eine aktive Partizipation im öffentlichen Entscheidungsprozess durch eine Organisation wie MAMA-86 ist möglich, auch wenn es immer wieder Rückschäge gibt. Durch unsere Projekte ist es manchen Frauen möglich, ihre Stimmen auch international zu erheben und sich so Gehör zu verschaffen.

Können Sie abschließend anhand einiger Zahlen - BIP - die Einkommenssituation auf dem Land vermitteln?

Annemarie Mohr: Die Einkommenssituation auf dem Land ist äusserst kritisch. Häufig leben ganze Familien von der minimalen Pension eine Familienteils und halten sich mit Eigenanbau und Tausch über Wasser. Wenn das monatliche pro Kopf Einkommen im gesamten Land bei ca 900 Dollar liegt, liegt das Einkommen in den Dörfern bei ungefähr 100 Dollar im Monat.

Hedwig Spies

Mehr zum Artikel finden Sie auf der Seite des Kreisboten.

Für mehr Informationen zu den WECF Projekten in der Ukraine und  Armenien.