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Deutsche Abgeordnete zeigen großes Interesse am Thema hormonell wirksame Stoffe

WECF initiiert Parlamentarischen Abend um EDC Regulierung einen Schub zu geben

02.02.2016 |




Zu einem parlamentarischen Dialog zum Thema Hormonell wirksame Stoffe: die unsichtbare Gefahr lud WECF in Kooperation mit PAN Germany Parlamentarier(innen) und Vertreter(innen) des politischen Lebens am 27. Januar 2016 in die Deutsche Parlamentarische Gesellschaft in Berlin.Die Schirmherrschaft der Veranstaltung hatte die verbraucherpolitische Sprecherin der SPD, Elvira Drobinski-Weiß.

40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Wissenschaft, NGOs und Medienvertreter  diskutierten Fragen zu endokrin wirksamen Stoffen (EDCs). Ziel war es, das wichtige Thema erneut in den nationalen politischen Diskurs zu bringen und Ansatzpunkte herauszuarbeiten, wie Deutschland wieder eine Vorreiterrolle im Umwelt- und Verbraucherschutz einnehmen kann, um sich auch auf europäischer Ebene für eine strikte Regulierung von hormonell wirksamen Stoffen stark zu machen. In ihren Eingangsworten stellte Moderation Johanna Hausmann fest, dass ein großer Bedarf an Information zum Thema EDCs vorhanden sei. Die Öffentlichkeit, aber auch Politiker(innen) und die Medien, wissen sowohl zu wenig über mögliche Gefahren durch hormonell wirksame Stoffe als auch über Schutzmöglichkeiten. Durch mehr Information erhöhe sich auch der Druck auf politische Entscheidungsträger, endlich gesetzliche Regelungen zu treffen.

Ursula Schulte, SPD, Mitglied des Bundestages und des Ausschusses Ernährung und Landwirtschaft, äußerte in ihrem Grußwort die Unzufriedenheit der SPD Fraktion hinsichtlich der Arbeit der Regierung zu EDCs und bedankte sich bei WECF und PAN für die Veranstaltung, die eine gute Möglichkeit biete, sich aus erster Hand zum Thema hormonell wirksame Stoffe informieren zu können.

In ihren Vorträgen formulierten alle vier Referentinnen und Referenten klare Forderungen und Positionen für eine strikte Regulierung von hormonell wirksamen Stoffen. Andreas Kortenkamp, Human Toxikologe und Professor an der Brunel Universität in London, machte in seiner Präsentation deutlich, dass aus wissenschaftlicher Sicht eine Expositionsreduzierung gegenüber EDCs dringend notwendig  ist. „Die wissenschaftliche Basis zur besseren Regulierung von EDCs ist vorhanden, nur die Politik versagt“, so Kortenkamp, der u.a. das „State of the Art Assessment of Endocrine Disruptors“  für die EU Kommission erstellt hat. Die Zunahme von Hodenhochstand und Hodenkrebs, aber auch Brustkrebs gibt Anlass zur Sorge; der Einfluss von Umweltfaktoren wie EDCs auf diese Zunahme sei unumstritten, bestätigt Kortenkamp.

Andreas Gies, Leiter der Abteilung Umwelt und Gesundheit (Umwelthygiene) im Umweltweltbundesamt, betont, dass auch in Deutschland die Belastung durch EDCs besorgniserregend sei. In jedem Kind in Deutschland konnten Phthalate nachgewiesen werden, 85% der Kinder zeigen Werte, die über einer tolerierbaren Tagesdosis lägen, wenn man die gesamte Weichmacherbelastung bewerte. Auch die schlechte Spermienqualität und die Zunahme hormonell bedingter Krebserkrankungen ließen sich nicht durch genetische Veränderungen erklären, so Gies, Umweltfaktoren einschließlich der Exposition gegenüber Chemikalien spielen eine Rolle. Er forderte von der EU Kommission „Respekt vor den  mehrheitlich getroffenen Entscheidungen des europäischen Gesetzgebers und gegenüber  der Gesundheit der Menschen in Europa.“

Alexandra Caterbow, Expertin für Chemikalienpolitik von WECF, zeigte den langen Weg der bis jetzt nicht abgeschlossen Regulierung von EDCs. Sie forderte einen deutschen Aktionsplan und mehr Aufklärung von staatlicher Seite von besonders sensiblen Gruppen wie Schwangere und Kinder. Auch sie betonte, dass die Verzögerung für eine Regulierung von EDCs durch die EU Kommission nicht mehr weiter hinzunehmen sei und motivierte die Teilenehme(rinnen) im Rahmen ihrer politischen Tätigkeit dazu beizutragen, dass Deutschland hier ein klare Position zum Schutz von Mensch und Umwelt bezieht.

Susanne Smolka von PAN Germany erläuterte in ihrem Vortrag das Ausschlussverfahren besonders gefährlicher Wirkstoffe im Rahmen der neuen EU-Biozid- und Pestizidverordnung. Erstmals wurde dort vereinbart, dass  Wirkstoffe, mit endokrinschädigenden Eigenschaften mit möglichen schädlichen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt nicht mehr bzw. nur  in Ausnahmefällen auf den Markt gebracht werden dürfen. Die EU bremse jedoch diesen innovativen Prozess durch jahrelange Verzögerungen und einer unnötigen Folgenabschätzung. Sie warnte davor, diese Ausschlusskriterien zu verwässern und forderte Deutschland auf, sich dafür einsetzen, dass alle hormonell wirksamen Substanzen durch die zu gestaltenden Kriterien erkannt und erfasst werden können. Die bestehenden Verordnungen des Pestizid- und Biozidrechts müssen jetzt mit der Festsetzung von Identifizierungskriterien zügig umgesetzt werden und statt weiter auf hochgefährliche Wirkstoffe zu setzen, sollten Vorsorge und alternative Verfahren wie der Biolandbau stärker gefördert werden.

Die Teilnehmer(innen) waren sich weitgehend einig, dass in Deutschland dringender Handlungs-und Informationsbedarf bezüglich Endokriner Stoffe sowohl auf politischer als auch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene beststeht. Die EU Kommission muss besonders nach dem Gerichturteil vom EuGH vom Dezember 2015 endlich Kriterien für EDCs festlegen. Die Veranstaltung ist ein weiterer Schritt von WECF, den Dialog unter den beteiligten Akteuren wie Wissenschaft, Ministerien, Behörden, NGOs und Medien zu endokrinen Disruptoren weiter zu führen und endlich eine breite Unterstützung beim Schutz von Umwelt und Mensch vor hormonell wirksamen Stoffen  zu schaffen. Sehr wünschenswert wäre, wenn die Teilnehmer des Parlamentarischen Dialogs die Initiative von WECF aufgreifen und dieser bald Taten folgen würden.

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